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Führung im Bildermuseum: Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg machte es möglich
Begegnungen mit Cranach und Caspar David Friedrich


Ortschaftsräte und Mitglieder des Heimatvereins von Lützschena-Stahmeln unternahmen mit ihren Partnern am 8. April eine Wochenendexkursion in die Leipziger Innenstadt. Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg hatte seine Freunde zu einem Besuch des Museums der bildenden Künste eingeladen. Mit ihm fühlt er sich eng verbunden, hier ist er heimisch als Mäzen und Stiftungsvorsitzender.
Den Neubau des Bildermuseums am Sachsenplatz, ein strenger Kubus mit spannendem Innenleben, der am 4. Dezember 2004 eröffnet wurde, hat der Freiherr von der Grundsteinlegung an als Mitglied des von der Stadt berufenen Bauausschusses begleitet. Es ist der seit 1945 erste große Museumsbau in Ostdeutschland. Der Kubus ist 78 Meter lang, 41 Meter breit und 36 Meter hoch.

Der Neubau
Und so galten denn auch die ersten in den Gang durchs Museum einführenden Erläuterungen des Freiherrn dem Bau, der nach den Entwürfen des Berliner Architektenbüros Hufnagel, Pütz und Rafaelian realisiert wurde.
Er enthielt sich dabei auch kritischer Worte nicht, wenn er von gelegentlichen Spannungen zwischen den Architekten, die ihren Bau gern als eigenständiges, unantastbares architektonisches Gebilde sehen möchten und den Bauherrn sprach, die immer wieder daran erinnern mussten, dass die Bauhülle für ein Museum gefordert wurde, das seinem Charakter entsprechend viel Ausstellungsfläche braucht, um seine Kunstschätze dem Besucher optimal präsentieren zu können. Entstanden sind letztendlich 7000 Quadratmeter dieser Fläche. Trotz allem wies der Freiherr seine Gäste aber in erster Linie auf die überwiegend vorhandenen Reize des Museumsbaus hin, der auf allen der großzügig gestalteten fünf Etagen einen eindrucksvollen Blick auf die umliegenden historischen Gebäude in der Katharinenstraße und die umstrittenen Neubauten am Brühl gestatten.

Wechselvolle Geschichte und großartige Sammlung
Wolf Dietrich Speck von Sternburg bot einen kurzen Abriss zur wechselvollen Geschichte des Bildermuseums. Der Neubau wurde eröffnet genau 61 Jahre nach der Vernichtung der ersten Heimstatt des Bildermuseums am Augustusplatz, dort wo jetzt das Gewandhaus steht. Am 4. Dezember 1943 zerstörten britische Bomben das stattliche Gebäude. Zum Glück war damals der größte Teil der Kunstschätze ausgelagert.
Nach 1945 wurde das Museum von einer Kette an Umzügen heimgesucht. 1946 zog es in die Räume der ehemaligen Reichsbank in der Petersstraße, 1952 wird es in das ehemalige Reichsgericht eingewiesen, 1997 wechselte das Museum in seine Interimslösung im Handelshof in der Grimmaischen Straße.
Ursprünglich beherbergte das Museum die vom 1837 gegründeten Leipziger Kunstverein eingerichtete Sammlung Mitbegründer des Kunstvereins war auch Maximilian Speck von Sternburg.
Im Jahre 1848 übergaben die kunstsinnigen Bürger der Stadt die ersten hundert Werke für die inzwischen auf 3.500 Gemälde vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart und 750 Skulpturen sowie mehr als 60.000 Zeichnungen und Grafiken angewachsene international bedeutsame Schatzkammer der bildenden Künste, die nun mit dem Neubau für dieses zweitältesten bürgerlichen Kunstmuseums Deutschlands endlich ein endgültiges Zuhause gefunden hat. In den vergangenen sechzig Jahren konnte ein Großteil des Kunstbesitzes nicht gezeigt werden. Der jetzige Museumsbau ermöglicht in gewisser Weise eine Neuentdeckung der Leipziger Sammlung.

Maximilian Speck von Sternburg und seine Kunstschätze
Natürlich stand im Mittelpunkt der Begegnung des Wolf-Dietrich Speck von Sternburg mit seinen Gästen die von ihm betreute eigene Sammlung samt der Stiftung. Sein Urahn Maximilian Freiherr Speck von Sternburg (1776-1856) war auch einer der für seine Zeit bedeutendsten europäischen Kunstsammler. Er kannte die Kunstszene und vollzog seine Ankäufe sachkundig und mit viel Gespür für künstlerische Qualität. Wolf-Dietrich wusste viele interessante Details über die Entstehung der Sammlung, ihre Präsentation, zunächst im Leipziger Specks Hof, später im Schloss und in der Villa "Martha" Am Bildersaal in Lützschena und ihre Erhaltung durch die Erben zu erzählen. Er sprach auch über die Enteignung der Kunstschätze im Jahre 1945 im Zuge der Bodenreform, ihre sorgsame Aufbewahrung und Pflege durch die Direktoren des Leipziger Museums der bildenden Künste, die Rückgabe an die rechtmäßigen Erben nach dem historischen Verschwinden der DDR und den Rechtsstatus und die Arbeitsweise der 1996 geschaffenen Maximilian Speck von Sternburg Stiftung, deren Präsident Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg ist. Ihm ist es vor allem zu verdanken, dass dem Leipziger Museum der bildenden Künste 204 Gemälde und etwa 1000 Zeichnungen und Druckgrafiken europäischer Künstler des 15. bis 19. Jahrhunderts der Stiftung erhalten blieben, dazu die gesamte wertvolle Kunstbibliothek in den unverwechselbaren Eichenschränken von 1864, für die Eichenstämme aus dem Schlosspark verwendet wurden. Der Präsident konnte feststellen, dass die Exponate der Sammlung bisher noch nie so gut und wirkungsvoll gehangen haben, wie im jetzigen Museumsneubau. Er betonte bei der Darstellung der Stiftungsgeschichte immer wieder, dass damit auch, trotz Eingemeindung in die Stadt Leipzig, der Name Lützschena mit der Sammlung und dem Museum verbunden und bekannt bleibt. Darauf legt der Freiherr einen besonderen Wert.

Führung der besonderen Art
Wolf-Dietrich Speck von Sternburg bot keine Führung im herkömmlichen Sinne. Er trieb seine Gäste nicht von Bild zu Bild. Vielmehr führte er sie zu den besonderen künstlerischen Höhepunkten der Sammlung Maximilians und vermittelte dann den Betrachtern die wichtigsten Fakten zur Geschichte und inhaltlichen und formalen Bedeutung des jeweiligen Bildes. So geschah es vor Arbeiten von Lucas Cranach dem Älteren und seiner Werkstatt, von Rubens, den Niederländern, von Caspar David Friedrich und vielen anderen Meisterwerken, die in der Kunstgeschichte ihren bleibenden Platz haben. Die Bilder sind übrigens durch ihre einzigartigen qualitativ ausgefallenen Rahmen im Ablauf der Hängung zu erkennen. Nach der Führung lud der Freiherr seine Gäste noch ins Museumscafé zu Kaffee und Kuchen ein. Ihm ist es zu danken, dass er den Teilnehmern an der Exkursion ein unvergessliches Kunsterlebnis vermittelt hat.

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