Auenkurier
März 2003

   

Roland Pappe wechselt am 1. April in den Ruhestand

Anlass von Herzen Dank zu sagen, Herr Pfarrer!

Ein Mann der Tat ist unser Ortsgeistlicher Roland Pappe. Die Einwohner von Lützschena verdanken ihm in seiner vierzehneinhalb Jahre währenden Amtszeit weitaus mehr, als nur die vorbildliche und selbstlose Seelsorge in seiner Kirchgemeinde und sein offenes Ohr und seinen klugen Rat für Jedermann, ob Alt oder Jung. Stets hat er seine Berufung, den Dienst am Menschen, beispielgebend erfüllt.
Roland Pappe ergriff im Frühjahr 1990 die Initiative zum Bürgermut und gesellschaftlichen Aufbruch, als es darum ging, die DDR-Diktatur endgültig zu überwinden und auch in Lützschena eine freiheitlich-demokratische Gemeindeverwaltung aufzubauen. Er organisierte eine Art "Runden Tisch" und versammelte daran etwa zwanzig aktive, vertrauenswürdige Persönlichkeiten, die gleich ihm dachten und die erforderlichen gesellschaftlichen Veränderungen herbeiführen wollten. Daraus wuchs eine starke und sehr produktive Bürgerbewegung. Die Vorbereitung der ersten demokratischen Wahlen im Osten Deutschland war ihre erste wichtige Aufgabe.
Auch in den folgenden Jahren war Roland Pappe stets für die Gemeinde zur Stelle, wenn seine Mitarbeit, seine Fürsprache und sein Rat gefragt waren. Viele Jahre leitete er auch den Beirat für die Ortschaftszeitung "Auen- Kurier". Die Redaktion ist ihm für viele wertvolle Hinweise zur aktuellen inhaltlichen Gestaltung des Blattes dankbar.

Sein Leben weihte er der Kirche

Roland Pappe kam 1941 in Leipzig zur Welt. In Leutzsch besuchte er die Grundschule und später die Erweiterte Oberschule, wo er 1959 erfolgreich sein Abitur ablegte. Früh war bei ihm der Wunsch ausgeprägt, Theologie zu studieren. Bis 1964 war er Student an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig, sein Studium schloss er mit dem Staatsexamen ab.
Dann bestieg er die Stufenleiter einer evangelisch-kirchlichen Laufbahn. 1964/65 wurde der Hochschulabsolvent zuerst als Vikar der Lutherkirche in Leipzig zugeteilt, danach besuchte er das Predigerseminar. Es folgte die Ordination, die Einsetzung in das Amt eines Pfarrers mit allen sich daraus ergebenden Pflichten und Rechten. Seine erste Pfarrstelle trat er 1966 in Bennewitz bei Wurzen an, zugleich war er auch für Schmölen und Pausitz zuständig. 1971 gelang die Versetzung in seine Geburtsregion, er wurde für die Kirchgemeinde Leipzig-Leutzsch verantwortlich. Und dann erfolgte im Oktober 1988 seine Berufung nach Lützschena als 25. Pfarrer in dieser Gemeinde seit der Reformation von 1539.

Beachtliche Leistungen in reichlich vierzehn Jahren Amtszeit

Unter der weitblickenden, klugen Fürsorge von Pfarrer Roland Pappe meisterten die heute etwa 700 Mitglieder der Kirchgemeinde Lützschena während seiner segensreichen Amtszeit die tiefgreifenden gesellschaftlichen Eingriffe der Wendezeit von 1989/80, die natürlich auch die evangelische Kirche nicht unberührt ließen. Seine Gemeinde ist heute nicht unbedingt auffällig, aber sie ist stabil und lebendig, in ihr passiert viel für die Bewahrung des Glaubens. Der Besuch der Gottesdienste von durchschnittlich 43 Personen (Weihnachten ausgenommen) ist für unseren mitteldeutschen Raum beachtlich. Pfarrer Pappe sah einen Schwerpunkt in der Jugendarbeit, die bis heute kontinuierlich und mit einem gewissen Wachstum erfolgt. Angesichts hoher Arbeitslosigkeit und von Zukunftsängsten enthält sie auch eine wichtige soziale Komponente. Unter Leitung des Pfarrers erfolgte die Erhaltung und Erneuerung der Friedhöfe an der Hainkirche und Am Bildersaal. Zwanzig Jahre waren sie in einer zentralen kirchlichen Verwaltung mit dem Sitz in Lindenau so recht und schlecht aufgehoben, schließlich sollten sie sogar gänzlich geschlossen werden. Die hiesigen Einwohner waren empört.
Zusammen mit den Kirchenvorständen sorgte Pfarrer Pappe dafür, dass die Friedhöfe in die Verwaltung der Kirchgemeinde zurückgeführt wurden, und sie sorgten für die Erneuerung der Feierhalle, der Tore, Wege und Zäune. Heute sind die Friedhöfe Schmuckstücke in der Ortschaft, sie können sich sehen lassen.
Und dann war da auch noch die Bautätigkeit an beiden Kirchen. An der Hainkirche wurde 1999 der Turm saniert, im Juli 2002 erfolgte die Erneuerung des Kirchendaches. Die Schlosskirche erlebte 1997 die Sanierung ihres Turmes, 1999 die Erneuerung des Innenraumes und schließlich konnte 2002 die Generalinstandsetzung der wertvollen Orgel abgeschlossen werden, die 1894 von dem berühmten Orgelbaumeister Hildebrand geschaffen wurde. Eine stolze Bilanz kann Pfarrer Pappe somit an seinen Nachfolger übergeben.

Schwesternkirchgemeinden mit Perspektive

Seit 1999 gab es für Pfarrer Pappe weiterreichende Pflichten. Die Kirchgemeinden Lindenthal, Lützschena und Wahren vereinten sich zu einem so genannten "Schwesternkirchverband", ohne ihre jeweilige Selbständigkeit aufzugeben. Sie fördern ihre Zusammenarbeit. Alle Pfarrer der Kirchgemeinden sind nicht mehr nur für ihre jeweilige Gemeinde, sondern für den ganzen Bereich zuständig, und auch die Probepredigten bei Neuberufungen erfolgen für alle drei Gemeinden gemeinsam. Sie teilen sich auch die vorhandenen Kantoren und Gemeindepädagogen, die vor allem in der Kinder- und Jugendarbeit aktiv sind. Auch verschiedene Veranstaltungen und Gottesdienste, werden gemeinsam durchgeführt. Schon gibt es die in die Zukunft reichenden Überlegungen, ob die Gemeinden nicht noch enger zusammenrücken können.

Auch ein Kirchen-Emeritus hat niemals Zeit

Pfarrer Roland Pappe hat nach seiner Emeritierung keineswegs die Absicht, die Hände in den Schoß zu legen. Natürlich bleibt er auch als Ruheständler zeitlebens Pfarrer, wenn auch mit anderen Vorzeichen. Er freut sich, dass er nach der Befreiung von den Amtspflichten mehr Zeit für seine Familie gewinnen wird, die oft zurückstehen musste, vor allem für seine Frau, die stets eine beispielgebende Pfarrfrau mit der Erfüllung vieler gesellschaftlicher Aufgaben und ihm selbst eine starke Stütze war, aber auch für die zwei Töchter mit ihren Familien, in denen vier Enkel leben. Und dann hofft Roland Pappe, sich seinen Hobbys stärker widmen zu können. Gern möchte er im Senioren-Kolleg der Leipziger Universität Vorlesungen im Fach Geschichte belegen, dann will er Bilder malen und viel lesen. Was er sich fest vorgenommen hat, einem bewährten Brauch ausscheidender Amtsträger folgend, er wird sich wenigstens ein Jahr in Lützschena nicht sehen lassen, um Abstand zu gewinnen und um nicht in die Versuchung zu geraten, seinem Nachfolger in die Amtsführung hineinzureden
Der nach dem Kirchenrecht durch die Erreichung der Altersgrenze für die Wahrnehmung einer Pfarrstelle bedingte Weggang von Pfarrer Pappe, der schon seit geraumer Zeit in Böhlitz-Ehrenberg wohnt, ist ohne Zweifel ein Verlust für das gesellschaftliche Leben in der Ortschaft Lützschena-Stahmeln. Roland Pappe begleiten der herzliche Dank für seine bleibenden Verdienste bei der Förderung ihrer gedeihlichen demokratischen Entwicklung und die besten Wünsche für sein Wohlergehen und das seiner Familie.

Gottfried Kormann

P.S.
Ein neuer Pfarrer konnte bisher noch nicht berufen werden. Erst bis zum Sommer ist mit einer Besetzung der Pfarrstelle zu rechnen. Ab dem 1. April erfolgt die Wahrnehmung der Amtsgeschäfte in Lützschena vertretungsweise durch Pfarrer Albrecht Häußler aus Möckern.




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