In den Jahren 1990 bis 1992,
gleich nach der Wende, erstand durch die Initiative kapitalkräftiger
Investoren, der weithin bekannte stattliche "Specks Hof" mit
seinen Passagen und Lichthöfen in Leipzigs Innenstadt, zwischen Reichs- und
Nikolaistraße und dem Schuhmachergässchen als Einkaufs-Treffpunkt im neuen
Glanze. Mit dieser kostenaufwändigen allumfassenden, gründlichen
Rekonstruktion, die auch eine Erneuerung und Weiterführung der
architektonischen und künstlerischen Feinheiten am Gebäudeensemble einschloss,
wurden die Kriegsschäden endgültig beseitigt. Am 4. Dezember 1943 wurde bei
dem Luftangriff der alliierten Bomberverbände auf Leipzig auch Specks Hof
stark beschädigt. In den Jahren nach 1945 gab es nach den damals gegebenen
Möglichkeiten in der DDR mit vielen Kompromissen gegenüber Bausubstanz und
Architektur einen Wiederaufbau. Heute beherbergt "Specks Hof",
ein traditionsreiches Schmuckstück der Stadt, fast zwei Dutzend Geschäfte
und Restaurants. Doch nicht die wirtschaftliche und architektonische Seite
von "Specks Hof" interessiert uns in diesem Beitrag in erster
Linie. Vielmehr geht es uns um die Geschichte des Hauses, die sich immerhin
bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Schließlich handelt es sich
um eines der ältesten Gebäude der Stadt Leipzig, das in seinem
ursprünglichen Aussehen unter der kaiserlichen Gerechtsame und an einer der
wichtigen mittelalterlichen Verkehrswege stand, die Leipzig zu einer der
bedeutendsten deutschen Handelsmetropolen werden ließen. In diesem 13.
Jahrhundert wurde das Gelände zur Stadt Leipzig eingemeindet. Seit dem 15.
Jahrhundert dann erlebte das Anwesen bei wechselnden Besitzern als
Handelshof mit Brauhaus, Weinkeller und Gaststätte seine erste
Blütezeit.Specks Hof bekam 1815 seinen Namen. Unter diesen Besitzern war
auch der bekannte Schafzüchter und Wollhändler Maximilian Speck. Er erwarb
am 8. Juni 1815 das stattliche Hausgrundstück für 50.000 Mark von dem
Kaufmann Gottlieb Benedix, Vater des bei den Leipzigern und den Messegästen
beliebtesten Lustspieldichters der Stadt, Roderich Benedix, der in dem Haus
geboren wurde. Gottlieb Benedix besaß das Grundstück von 1802©1815.
Maximilian von Speck baute es für seine geschäftlichen Zwecke aus. Der
später aufgrund seiner Verdienste um Landwirtschaft und Industrie geadelte
tüchtige Kaufmann und Landwirt nannte seinen Besitz fortan "Specks
Hof". Der Name hat sich bis heute erhalten.Eine Leipziger Zeitung
druckte folgende Episode aus jener Zeit: Gelegentlich der Anwesenheit des
sächsischen Königs in Leipzig wurde die Stadt illuminiert und der neu
ernannte Freiherr (Maximilian Freiherr Speck von Sternburg) verfehlte
nicht, sein in der Reichsstraße gelegenes Grundstück zu schmücken und mit
einem Transparent zu versehen, das den schönen Vers enthielt: Oh möchte
stets in unserem Sachsen Elektoral veredelt wachsen. Ein
witziger Schuhmachermeister, Specks Gegenüber, benutzte die Gelegenheit,
folgenden Vers an seinem Transparent anzubringen:Oh möchte doch in unserem
Sachsen Elektoral auf Schweinen wachsen,damit der Speck auf dieser
Erde,noch immer mehr veredelt werde! Nach Maximilians Tod 1856 erbten seine
damals vier lebenden Kinder je ein Viertel des Grundstücks Reichsstraße 6,
des Specks Hof. In späteren Jahren übernahm der neue Lützschenaer
Majoratsherr Alexander Maximilian von Sternburg (geboren am 6. November
1821 in Leipzig, gestorben am 28. April 1911) die Anteile seiner
Geschwister und zahlte sie aus. Am 23. Dezember 1890 verkaufte er Specks
Hof an den Leipziger Kaufmann Karl Scheller. Da der Verkauf erst im Jahr
nach der ursprünglich vorgesehenen Versteigerung vollzogen wurde, ist
anzunehmen, dass der Verkauf auf dieser Versteigerung, zu der das
Königliche Amtsgericht Leipzig am 15. November 1889 in der "Leipziger
Tageszeitung" Interessenten aufgerufen hatte, nicht zustande kam.Von
Carl Scheller heißt es, dass er sich nicht bloß durch seinen umsichtigen
Geschäftsbetrieb, "sondern auch durch seinen oft bethätigten
Wohlthätigkeitssinn ...um das Leipziger Gemeindewesen" verdient
gemacht hat. Und wieder fanden in Specks Hof bauliche Veränderungen, wie so
oft in den folgenden Jahrzehnten.
Anmerkungen: Quelle für den folgenden Text ist
die "Geschichte der Ritter von Speck Freiherrn von Sternburg
(Privatdruck). Elektoral, veralteter Begriff für kurfürstliche Wahl bzw.
die Wähler betreffend
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