Auenkurier
Juni 2002

   

Die neue Trasse der B 6 ist fertiggestellt

Feierliche Verkehrsfreigabe in der ersten Juli-Woche

Die neue Bundesstraße

Nur noch wenige Tage trennen die Einwohnerinnen und Einwohner von Lützschena und Stahmeln von einem für sie bedeutsamen Tag. In der ersten Juliwoche erfolgt, im Beisein hochrangiger Vertreter des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Arbeit, die feierliche Verkehrsfreigabe der neu gebauten Trasse der Bundesstrasse 6. In den Ortslagen von Lützschena, Stahmeln und Schkeuditz wird ihre Inbetriebnahme, gegenüber dem derzeitigen Verkehrsaufkommens auf der alten B 6 - Durchgangsstraße, zu einer Entlastung bis zu 40 Prozent führen. Die Bürger unserer Ortschaft werden aufatmen, wenn sich bald nicht mehr täglich eine wahre Blechlawine mitten durch die beiden Ortslagen wälzt. Freilich drohen unter Umständen Lärmbelastungen, die rechtzeitig Gegenmaßnahmen erfordern.

Was geschaffen wurde

Unter der sachkundigen und umsichtigen Oberleitung und Überwachung des Bauvorhabens durch den Bauherrn, die Außenstelle Leipzig des Straßenbauamtes des Freistaates Sachsen, wurde der Planfeststellungsbeschluss vom Oktober 1998 in allen seinen Punkten, ohne Änderungen, termingerecht eingehalten und verwirklicht. Mit einem Gesamtumfang von 120 Millionen DM * war es für die Außenstelle eine exponierte, große Straßenbaumaßnahme. Neben den Baubetrieben haben sich Projektleiter Ulrich Beutler und der Referatsleiter Nestler, verantwortlich für die Maßnahmen des Umweltschutzes, bei ihrer in hoher Qualität erfolgten Realisierung besonders verdient gemacht.
In einer Bauzeit von nur 42 Monaten entstand die neue Trasse der B 6 auf einer Länge von über zehn Kilometern. Sie beginnt an der Anschlussstelle Großkugel der Bundesautobahn A 9, führt nördlich der vorhandenen B 6 und der Bahnlinie Halle-Leipzig entlang und tangiert Schkeuditz durch seine gewerblichen, dünn besiedelten Randbereiche. Im Osten dieser Stadt erfolgt die Kreuzung mit der Staatsstraße 8 planfrei, wobei endlich ein bisher vorhandener ungünstiger Bahnübergang beseitigt werden konnte. Die Trasse verläuft dann neu bis zum ehemaligen Rangierbahnhof Leipzig-Wahren bahnparallel. In diesem Abschnitt münden der Neubau der Staatsstraße 8 a, östlicher Flughafenzubringer, und, unmittelbar vor den Bahnanlagen, die Anbindung des Terminals für den kombinierten Ladungsverkehr (KLV-Terminal) in die B 6 neu ein. Nach der Bahnüberquerung zieht sich die Trasse südlich der Bahnlinie Halle-Leipzig bis zur Pittlerstraße in Leipzig hin.
An der Strecke wurden insgesamt sechs Brücken errichtet. Die Bau der acht Knotenpunkte zur mehrfachen Anbindung der Stadt Schkeuditz, der S 8 a östlicher Flughafenzubringer, des Güterverkehrszentrums und des Ortsteils Lützschena-Stahmeln, erfolgte plangleich. Sie erhalten Lichtsignalanlagen. Damit ist die Anbindung von Lützschena-Stahmeln über den Wiesenring (TÜV) und die Stahmelner Allee an das GVZ und die Autobahnen A9 und A14 gegeben.
Auf der neuen Trasse können täglich in den 24 Stunden bis zu 22.000 Kraftfahrzeuge (2010 wird mit dieser Anzahl gerechnet) mit 70 km/h außerorts und 50 km/h in Schkeuditz rollen.

Natur und Landschaftsschutz wurden groß geschrieben

Bei diesem beachtlichen Bauvorhaben waren umfangreiche Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes und des Landschaftsbildes notwendig, darunter etwa 163.000 Quadratmeter Neuversiegelung und Inanspruchnahme von geschützten Biotopen. Beispielsweise erfolgten eine Überformung durch die Rampen der Überführungsbauwerke und Freiraumzerschneidungen, die der Naturschutzgesetzgebung widersprechen. Dieses Gesetz sagt aber auch eindeutig, dass Eingriffe in das Landschaftsbild und in den Naturhaushalt bewertet und ausgeglichen werden müssen. 2,6 Millionen DM* wurden deshalb entsprechend bundesdeutschem Recht für landschaftspflegerische Maßnahmen bei diesem Straßenbauprojekt ausgegeben. Sie waren im entsprechenden Begleitplan zur Grundsatzentscheidung verbindlich festgelegt.
Zur landschaftsgerechten Einbindung der Straße wurde über 1.212 Alleebäume gepflanzt und die großen Böschungen der Bauwerke mit einheimischen Sträuchern begrünt. Die fünf offenen Regenrückhaltebecken und die Verdunstungsbecken erhielten eine naturnahe Bepflanzung. Insbesondere zur Aufwertung von Boden- und Wasserfunktionen erfolgte ­ neben Entsieglungsmaßnahmen ­ die Anlage von Wald auf einer ca. 12 Hektar umfassenden landwirtschaftlichen Nutzfläche. In der Elsteraue wurden etwa 4 Hektar Acker in Wiesen und Waldrand umgewandelt.

Rettung von Pflanzen und Tieren

Insgesamt sind im Rahmen des Landschaftsbaus 62.550 Forstgehölze, 3047 Heister und 41.598 Sträucher gepflanzt worden. Ökologisch sensible und durch die Baumaßnahmen beeinträchtigten Gewässer (Kalter Born und Grenzgraben) werden auf einer Länge von 160 Metern künftig durch Rohre geleitet, übertunnelte Abschnitte wurden freigelegt und renaturiert. Bei der Umgestaltung des Grenzgrabens sind dabei neben der Entsorgung von 11.000 Tonnen Bauabbruchmassen auch 400 Tonnen Müllablagerungen beseitigt worden. Aus dem Bereich des Grenzgrabens, der von der neuen B 6 überquert wird, erfolgte die Verpflanzung einer sehr seltenen Pflanzenart (Carex cespitosa) auf geeignete, neu geschaffenen Standorte und die Umsiedlung der Population der gefährdeten Quellschnecke.
Für die bisher in den übertunnelten Abschnitten des Grenzgrabens lebenden Fledermäuse wurden 6 Hangplätze in Ausgleichsquartieren angelegt. Zwei kleinsäugergerechte Durchlässe unter der neuen B 6 dienen der Aufrechterhaltung der Wanderbeziehungen terristisch gebundener Tierarten. Diese aufwändigen Maßnahmen des Artenschutzes erfolgten unter regelmäßiger Beteiligung der Umweltbehörden und Naturschutzverbände.

Der Bau der neuen Trasse unserer Bundesstraße 6 wird in die Ortschronik als eine erfolgreiche Geschichte des "Aufbaus Ost" in einem nach 1989 erneuerten Freistaat Sachsen eingehen.

Kor.

Anmerkungen:
* Entsprechend der 1998 in Kraft getretenen Planungsunterlagen für den Trassenbau erfolgen die Berechnungen noch in Deutscher Mark.

Für diesen Artikel stellte das Sächsische Straßenbauamt Leipzig die erforderlichen Dokumente zur Verfügung. Zu danken ist dafür besonders den Herren Beutler und Nestler.




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